Campora und seine Kastanienwälder: die Ursprünge der Esskastanie des Val d'Enza

Eine jahrhundertealte Sorte, für die man auf 600 Metern Höhe in der Gemeinde Neviano degli Arduini fruchtbaren Boden gefunden hat

von Andrea Adorni - ilParmense.net

Campora liegt auf einem Plateau, das sich über das Tal erstreckt - reich an Pflanzen und Feldern, im Norden, am Fuße des Monte Fuso.

Das Dorf von Campora ist ein wahres Juwel der Apenninen am Fuße des Monte Fuso. Folgt man der Straße, die aufs Land führt, kann man in die jahrhundertealten Kastanienwälder eintauchen, die Hüter eines der typischen Produkte der Region Parma sind: der Esskastanie von Campora. Dabei handelt es sich um eine Sorte, die sich vor Jahrhunderten in den Lehmböden des Val d'Enza durchgesetzt hat. Die Ausdehnung des Gebiets um etwa vier Quadratkilometer hatte zur Folge, dass in dem kleinen Ortsteil von Neviano degli Arduini Kastanienbäume unterschiedlicher Qualität begannen, zu wachsen. Dadurch wurde die Biodiversität in diesen Waldgebieten stark erhöht. Daraus entstand ein Produkt mit hervorragenden organoleptischen Eigenschaften, das verglichen mit allen anderen Produkten in der Provinz, selbst in benachbarten Gebieten, das beste war. Grund für die Überlegenheit der Kastanien von Campora sind die Offenheit des Gebiets zum Norden hin und der Boden aus sehr feinen Sandsteinen. Ein sichtbarer Unterschied zu üblichen Kastanien ist, dass die Ränder der Narbe des "Nabels" (hilium) und des "Auges" mit einem kleinen Flaum versehen sind. Der wesentliche Unterschied liegt jedoch im Geschmack, der den Anbauern des Landes seit Jahrzehnten sehr wichtig ist. Ihnen ist bewusst, dass ihnen damit ein einzigartiges Erbe zur Verfügung steht.

Dank ihres landwirtschaftlichen Wissens haben die Bauern und Bewohner von Campora etwas Außergewöhnliches getan, das in anderen Gebieten des Apennins niemand nachgeahmt hätte: die Pflanzen großzügig einfach, aber grundlegend pflegen. So hatte die Esskastanie von Campora das Glück, sich, dank des Könnens derer, die uns diese edle und kostbare Frucht erbracht haben, üppig zeigen zu können. Das Ausdünnen der Wedel, das Entfernen der trockenen Äste und die Düngung der Felder, von denen die Pflanzen am Rand der Anbauflächen profitieren konnten, haben zweifellos zur Entwicklung und Verbreitung einer so üppigen Sorte beigetragen.

Der Kastanienbaum ist der letzte, der in die Vegetation eintritt und der letzte, der seine Blätter verliert und reife Früchte trägt. Saisonale Widrigkeiten fürchtet er sehr, ist aber besonders resistent gegen Krankheiten.

Was eine Campora-Kastanienpflanze von einer Wildkastanien- oder einer anderen Kastanienpflanzen unterscheidet, ist die Krone. Die Schale der Kastanie aus Campora ist becherförmig und hat eine üppigere Vegetation. Die Blätter sind größer und ihre Farbe ist weniger hell, als bei denen einer üblichen Kastanie. An jedem Ast hängen zwei bis drei Kastanien. Der Baumstamm ist normalerweise dicker, weshalb er schlechtem Wetter und starkem Wind besser standhalten kann. Darüber hinaus kann ein blühender Baum 50 Kilogramm Früchte pro Jahr produzieren. Zuvor gab es aber auch schon Fälle, in denen fast ein Zentner erreicht wurde. Die Kastanie hat eine rötliche Haut mit Längsstreifen, die dunkler als die Kastanie selbst sind. Diese grundlegenden Eigenschaften, sowie die bereits erwähnte Größe der Narbe, sind ausgezeichnete Faktoren, die beim Kauf berücksichtigt werden sollten, um Betrug zu vermeiden. Schwindler neigen dazu, Produkte von deutlich schlechterer Qualität, wie Wildkastanien oder welche aus der Toskana mit einer hellroten Haut und einem weniger intensiven Geschmack, als "Kastanien aus Campora"-Produkte zu verkaufen.

Der Versuch, die Produktion dieser alten Früchte zu vergrößern, reicht bis vor etwa 80 Jahren zurück. 1937 wurde in Tizzano Val Parma eine Wildkastaniengärtnerei mit den Campora-Kastanien erbaut: Die Idee war, einen Markt rund um das Produkt zu schaffen, in dem Glauben, man könne sie leicht zu hohen Preisen verkaufen. Die begrenzte Aufmerksamkeit, die man den Pflanzen schenkte, verhinderte jedoch die gleichen optimalen Bedingungen wie im Val d'Enza, was den Versuch letztendlich unrealistisch machte.

Um die Kastanie von Campora zu feiern, wurde vor über vierzig Jahren das "Fest der Kastanie" eingeführt, das jetzt zum 42. Mal stattfinden wird. Wie die Tradition es will, wurden auch im Jahr 2017 die absoluten Köstlichkeiten zubereitet: Flamibierte Kastanien, gebrannte Desserts (mit dunkler Schokolade überzogen), Kastanienmehlkuchen, Kastanienbrot, Crêpes in Kastanienpaste mit Nutella und viele andere Köstlichkeiten, bei denen die Kastanie im Vordergrund steht.

 

Übersetzt von Kimberly Hribar